
Am Tag hat es meist über 40, in der Nacht kühlt es auf angenehme 35 Grad ab.

Schon am ersten Tag trinke ich über 10 Liter. Frisch aus dem Winter kommend, hat sich der Stoffwechsel allerdings noch nicht angepasst und schwitzt das Meiste gleich wieder hinaus.

Nach einigen Tagen fahre ich möglichst lange vor Sonnenaufgang. Das macht die Hitze erträglicher. Wenn sich die Sonne zeigt, umschwirren mich Tausende von Insekten, besonders wenn ich sumpfige Reisfelder durchquere. Da denke ich schon an Malaria und Dengue.

Zeigt sich eine Rötung, dann leistet auch einmal dass Unterhemd als Sonnenschutz gute Dienste.

In der Hitze isst der Rennradfahrer Huhn. Auch wenn er Vegetarier ist. So wie hier die Hühnsuppe an einer Straßenküche in Malaysia.

Beim Zusammenbau meines Rades in Krabi Town, Südthailand, umringen mich immer mehr Polizisten. Bis sie fragen, ob sie ein Foto mit mir machen dürfen.

An der Grenze von Thailand nach Malaysia winkt mich die Grenzbeamtin zu sich. Bald komme ich mit Siti ins Gespräch. Sie ersucht mich um meinen Reisepass, führt mich an der wartenden Schlange der Einheimischen vorbei, gibt den Reisepass ihrem Kollegen und in wenigen Sekunden ist alles erledigt. Nur ein Anliegen hätte sie noch: Darf sie ein Foto mit mir machen?

Die Ernährungsstrategie ist bei unseren Projekten von zentraler Bedeutung. Sonst geht der Treibstoff aus. Irgendwo findet sich immer ein kleines Geschäft, um die Trikotaschen zu füllen. Wie hier im Dschungel zwischen Thailand und Malaysia. Gegessen wird am Rad, wenn in den Taschen noch etwas zu finden ist.

Jeden Tag verbrauche ich so viele Kalorien wie ein Büromensch in fünf Tagen. Da werden die Straßenlokale entlang der Strecke zur großen Freude. Malou und ihr Mann Ismail betreiben ein besonders großartiges Lokal. Auch für mich als Vegetarier haben sie eine riesengroße Auswahl an hochwertigen Speisen. Ich bezahle umgerechnet drei Euro.

Wenn ich in einem Dorf oder gar einer Stadt ankomme, gibt es immer großartiges Essen. Straßenküchen sind mir am liebsten. Da sehe ich die rohen Zutaten und die Art der Zubereitung. Wenn ein Licht brennt, ist das ein gutes Zeichen. Dann gibt es Strom für einen Kühlschrank.

Amir bringt mich und mein Rad mit seinem Fischerboot zur schwimmenden Hütte am Meer. Er wird heute Abend mein Koch sein. Er kann mir Hamburger, Brownies, sogar Schnitzel machen. Nach einiger Überzeugungsarbeit macht er mir Nasi Goreng mit Garnelen.

Irgendwann erreiche ich auf den indonesischen Riauinseln ein Beach Ressort und frage Amaya, die Chefin, ob ich einen Tee haben könne und mich am Strand in einen Liegestuhl ausruhen dürfe. Ob ich hungrig sei? Ich bekomme ein wunderbares Mittagessen. Zahlen darf ich nicht, selbstverständlich sei ich ihr Gast.


Der bronzene Riesenkrebs ist zum Wahrzeichen von Krabi Town geworden. Ich ersuche Juri, mich zu fotografieren. Er lebt in Moskau und meint, Russland gehe es besser denn je. Der große Vorteil der Sanktionen sei, dass nunmehr viele ehemalige Importgüter selbst produziert werden.


Ganz oben beim Kloster Wat Tham Suea erwartet mich ein Fußabdruck von Siddhartha Gautama, dem historischen Buddha.

Tagelang radle ich durch den tropischen Dschungel und entlang von Flüssen. Normalerweise sind Hunde und AutofahrerInnen die größte Gefahr. Beides treffe ich hier kaum. Dafür Riesenschlangen, die sich über den glühenden Asphalt wälzen.

Ich radle einer Art Eiswagen hinterher, der von einem Moped angetrieben wird. Bald hält er an, entpuppt sich als fahrender Supermarkt und wird von vielen aus dem Nichts erscheinenden Einheimischen umringt.


In einem Fischerdorf steht eine Fährenfahrt an, um die Flussmündung zu überqueren. Wartende Autos und andere Passagiere sehe ich keine. Ich frage den dort ankernden Kapitän eines kleinen Bootes, wann die Fähre denn komme. Er meint nur lapidar, dass er die Fähre sei.

Georgetown ist die multikulturelle Hauptstadt der Insel Penang und besitzt eine vielfältige Altstadt. Bauwerke aus der britischen Kolonialzeit reihen sich an chinesische Geschäftsviertel und zahlreiche Moscheen.

Geradelt bei viel Verkehr bin ich schon öfter. Dieser Morgen ist aber ganz besonders. Obwohl ich Stunden vor Sonnenaufgang in Georgetown losfahre, um dem ärgsten Verkehr auszuweichen, komme ich auf der 14 Kilometer langen Brücke zwischen der Insel und dem Festland voll in den Morgenverkehr. Eineinhalb Stunden kämpfe ich ziemlich ums Überleben, verfehle natürlich auch die entscheidende Abfahrt und erreiche doch irgendwann dankbar und hungrig ein wunderbares chinesisches Frühstückslokal am Festland.

Auf manchen Etappen sind 3000 Höhenmeter zu bewältigen. Ob es die Möglichkeit gibt, Essen zu kaufen, weiß ich nicht. Da muss ich vorsorgen, so wie hier am Vorabend der Auffahrt auf die Cameron Highlands.

Die Auffahrt bei Sonnenaufgang durch Teeplantagen und Erdbeerfelder ist großartig. Menschen und Autos treffe ich kaum. Irgendwann erreiche ich das Plateau der Cameron Highlands und die Welt wird eine andere. Eine kilometerlange Verkehrslawine wälzt sich aus der entgegengesetzten Richtung von Kuala Lumpur kommend den Berg hinauf.

Das Quartier bekomme ich trotzdem.

Der Weg zu meinem Zimmer bei den Batu Caves in Malaysia ist schon schräg. Unmengen an Schutt, Bretterverschläge, überall Autowerkstätten. Begleiten würden mich hier hinein nicht viele Mitreisende, wenn ich welche hätte.


In den Batu Caves bei Kualar Lumpur. Eine Art hinduistisches Mariazell.

Die Hauptstadt Kuala Lumpur wurde 1857 von siebzehn chinesischen Zinnsuchern gegründet. Sie starben alle innerhalb weniger Wochen an Malaria. Heute sind die 451 Meter hohen Petronas Towers das Wahrzeichen der Stadt. Hier steht nicht nur die größte Shopping Mall der Welt – das ganze Zentrum ist eine.

In der Altstadt treffen malaiische, indische und chinesische Elemente auf das Erbe der britischen Kolonialzeit. Mich treibt es nach Little India auf ein großartiges Mittagessen.

Im eindrucksvollen Islamischen Kunstmuseum läuft eine Sonderausstellung zur arabischen Kalligraphie. Unglaublich schön.

Wie von einem unsichtbaren Gummi angezogen fahre ich in Malakka gegen die Einbahn und lande bei einem traumhaften Lokal direkt am Fluss. Ausschließlich besucht von Einheimischen, mit denen ich gleich ins Gespräch über ihr Land und meine Tour komme.

Es ist ziemlich früh, als ich den noch geschlossenen Vihara Avalokitesvara Graha Tempel besichtige. Ein Roboter schrubbt noch den Boden.


Die Kinder im entlegenen Fischerdorf haben ihren Spaß mit mir, dem seltsamen Langnasen.

Die Tour geht langsam ihrem Ende zu. Ich radle an die Ostküste in ein herrliches Ressort und bin der einzige Gast. Ich frage die Chefin, ob ich mich an den Strand legen darf, und bestelle einen Tee. Sie kennt Rennradfahrer und bringt mir ein ganzes Mittagessen. Bezahlen darf ich nichts, ich sei selbstverständlich ihr Gast.

Zunächst bin ich alleine auf den schwimmenden Hütten am Meer. Vor meinem Fenster wird eine zweite Lagoon zusammengezimmert und die erste bringt immer mehr Gäste. Bald dröhnt die sehr internationale Musik aus den Lautsprechern und endet irgendwann im Morgengrauen. Dann kann ich endlich ungestört den beiden sich bestens unterhaltenden Gästen am Nebenbalkon zuhören.

Pünktlich um fünf Uhr morgens kommt ein kleines Fischerboot, um mich ans Festland zur Fähre nach Singapur zu bringen. Zunächst zweifle ich noch, dass der Fahrer, mein Rad und auch noch ich darauf Platz haben. Dann beeindruckt mich die indonesische Schlichtkunst.

Als ich die ersten Kilometer in Singapur dem Meer entlang radle, fühle ich mich in einer anderen Welt. So ziemlich das Gegenstück zur Thailand, Malaysia, Indonesien. Mir scheinen alle Menschen so ordentlich. Reflexartig suche ich nach den Fäden, die sie steuern. Natürlich ein Stereotyp von mir. Vor der Küste erkenne ich den Grund für Singapurs Reichtum: eine unendliche Linie von Containerschiffen. Sie machen das Land zu einem der reichsten der Welt. In jede Fahrtrichtung ziehen sich vier Straßenspuren. Autos begegne ich allerdings kaum mehr. Sie sind in Singapur weitgehend ausgestorben. Dafür unendlich viel Grün.

Von Beginn an war das Ziel, nicht eine Stadt zu begrünen, sondern eine Stadt im Grünen zu bauen. Wunderschön gepflegte Alleen und Palmenstrände prägen das Stadtbild. Jeder der hypermodernen Wolkenkratzer hat in schwindelnder Höhe ganze Stockwerke, die als Garten ausgebaut sind.


Die allermeisten Menschen sind zufrieden, genießen ihren materiellen Wohlstand. Die Cafés sind voll und die Stimmung erinnert mich an Paris in seiner besten Zeit. Die Atmosphäre ist unglaublich kosmopolitisch. Ein buntes Treiben der chinesischen, maliischen und indischen Einheimischen und den Besuchern aus der ganzen Welt. Im Stadtzentrum reiht sich ein Luxushotel an das andere, eine Nobelboutique an die andere. Jede Architektin, jeder Architekt von Weltruhm baut in Singapur. Ein autoritäres Regime und zufriedene Menschen lassen sich gut vereinbaren. Zum Staunen, nicht nur in Singapur.

Der Fahrradhändler in Singapur hält sein Versprechen und hat einen Karton für den Rückflug. Die Erleichterung ist groß. Die wohl letzte Aufgabe ist gelöst.