Zu den Nomaden
In das Hochland von Kirgistan

Die Nomaden von Kirgistan leben mit ihren Tieren umgeben von Siebentausendern im Tian-Shan Gebirge. 

Finden kann sie nur, wer sich mit Pferd, Geländewagen oder Rennrad fortbewegt.

Die Wege zu den Jurten und Einsiedeleien führen entlang der Grenze zu China und Kasach­stan.

Der 3.460 m hohe Kalmak Ashu ist bereits 1000 Meter höher als die großen Pässe der Alpen. 

Meine Begleiter habe ich verloren, Handyempfang gibt es keinen. Es wird dunkel und eiskalt.

Buben rufen, laufen auf mich zu und geben mir aus ihrer Hosentasche Schokolade zur Stärkung. 

Die Nomaden in Kirgistan stammen vermutlich aus dem mongolischen Altaigebirge.

Das Überleben zwischen Steppe, Halbwüste und Hochgebirge erfordert Viehzucht. 

Die Hitze in der Jurte hält zwei Stunden, dann hat es wieder zehn Minusgrade.

Zuerst wird das Rad versorgt.

Ich frühstücke mit Jana, sie kommt mit ihrem Pferd gerade aus Afghanistan. Dann wandern wir zum Kölsuu.

Die Karawanserei Tash Rabat wurde im 14. Jahrhundert als Herberge für Reisenden entlang der Seidenstraße erbaut. 

Nach einem Jahr Vorbereitung nimmt der Bus nicht nur mich, sondern auch meine Radtasche mit und bringt mich nach Wien. Über Istanbul geht’s nach Zentralasien in die ehemalige Sowjetrepublik Kirgistan. Zu Besuch bei den letzten Hochlandnomaden. Aber auch, um das Leben der Menschen, ihre Sicht auf die ehemalige Sowjetunion und auf ihren beinahe Nachbarn Afghanistan kennen zu lernen. 
Kirgistan liegt mit seinen 6,5 Millionen Einwohnern an der Seidenstraße, der alten Handelsroute zwischen China und der Mittelmeerregion. Im Tian-Shan-Gebirge mit seinen Siebentausendern leben nicht nur Schneeleoparden, Luchse und Marco-Polo-Schafe, sondern auch die letzten Hochlandnomaden mit ihren Tieren. 
Im Norden grenzt es an Kasachstan, einem Land mit der achtfachen Größe Deutschlands. Im Osten liegt die lange gemeinsame Grenze mit China, im Süden trennt es nur Tadschikistan von Afghanistan. Kirgistan gilt als das liberalste und aufgeschlossenste Land der zentralasiatischen Region. 
Ich reise mit Timur, er wurde in Kasachstan geboren und übersiedelte als Kind mit seiner Mutter nach Kirgistan. Ich danke ihm nicht nur für sein Dolmetschen in Russisch und Kirgisisch, sondern auch für seine tiefen Einblicke in die Geschichte, die Kultur und das Leben im heutigen Kirgistan. Und all die Möglichkeiten unterschiedlichste Menschen in diesem so beeindruckenden Land kennen zu lernen.

Mit Sondergenehmigung fahre ich den Torugart Highway bis auf 3.700m Höhe. Neben mir das chinesische Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang.

Schon schön, China aus eigener Kraft zu erreichen.

Am Tosor Pass auf 3.900 m begrüßt micht einen Wolf. Meine Begleiter schleppen in der Zwischenzeit Eltern ab, die mit ihrem Säugling die Nacht im Auto verbringen mussten.

Ich radle von Einsiedelei zu Einsiedelei entlang der Grenz zwischen Kirgistan und Kasachstan.

Kasid erklärt mir mit strahlendem Gesicht auf Kirgisisch, dass sie hier in der Jurte mit ihren Geschwistern lebt. 

Dann kommen Sturm, Starkregen und Schnee.

Den Yssykköl erreicht. Er ist ist mit seinen 182 Kilometer Länge einer der größten Gebirgssee der Erde.

Verlassen

In Engilchek lebten einmal 9.000 Bergarbeiter mit ihren Familien.

Zaire ist vor zwei Jahren von der Hauptstadt hierher gezogen. Er arbeitet in der mittlerweile von einem chinesischen Unternehmen betriebenen Mine.

Wir haben das Gästehaus gefunden.

Sie hatten einmal ein Krankenhaus, eine Schule und Geschäfte.

Heute leben in Engilchek zwölf Familien. 

Die Tiere

Viehmarkt in Karakol, jeden Sonntag im Morgengrauen.

Für kirgisische Nomaden sind Tiere das Ein und Alles. 

Tiere dienen als Nahrung und Transportmittel, signalisieren Reichtum und sind Tauschmittel.

Das Feilschen ist eine alte kirgisische Tradition und hat eine hohe soziale und gesellschaftliche Funktion.

Irgendwie unterhalte ich mich mit den Kindern, dann posieren sie stolz für mein Foto.

Wunderbare Gastfreundschaft

Wollte man Kirgistan in einem Wort zusammenfassen, wäre es wohl ‚wunderbare Gastfreundschaft‘. Ob in den einfachsten Zelten der Nomaden im Hochgebirge, dem Luxushaus des Direktors der Börse oder bei der Familie am Land ohne Fließwasser. Stets ist das Esszimmer der Mittelpunkt des Hauses, der Tisch reichlich gedeckt und der Gast herzlich willkommen.

Ich helfe einem Einheimischen bei der Flussquerung. Zum Dank fuchtelt er mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand in Richtung Gurgel und holt eine Flasche Wodka für uns.

Bereits seit dem Morgengrauen kocht die ganze Familie für 500 Gäste des heutigen Hochzeitfests Suppe aus Pferdefleisch.

Das Haus der fünfköpfigen Familie hat ein Wohnzimmer, eine kleine Küche, kein Fließwasser und keine Toilette. Das Mädchen kann seit einigen Wochen hören, dank eines Cochlea-Implantats.

Auch das ist kirgisische Gastfreundschaft.

Pferdefleisch gibt es nur bei Geburt eines Kindes, bei einer Hochzeit und einem Begräbnis.

Die Hauptstadt

Der Ala-Too-Platz der Hauptstadt Bischkek lässt die Gigantonomie vergangener Zeiten erahnen.

Der Charme der Sowjetarchitektur wird durch riesige  SUVs ergänzt. Das Auto als Nachfolger des Pferdes.

"Das Feuer weitertragen" hat im Zoroastrismus eine hohe religiös-kulturelle Bedeutung.

Das Brautpaar kommt in der Stretchlimousine und feiert in Las-Vegas-Atmosphäre.

Ich werde eingeladen, eine Glückwunschrede zu halten. Je länger, umso größer die Wertschätzung.

Zum Abschied gibt es Pferdefleisch und Kumys, vergorene Stutenmilch.

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